Symposium zum Tag des Notrufs
Der 11.2. ist der Europäische Tag des Notrufs (112). Ein ideales Datum für ein Symposium rund um Erste Hilfe.
Aus der Praxis für die Praxis
Interessante Vorträge und informeller Austausch rund um Erste Hilfe
Der 11.2. ist der Europäische Tag des Notrufs (112). Ein ideales Datum für ein Symposium zum Erfahrungsaustausch auf den vielen Ebenen die mit Erster Hilfe in Verbindung stehen. Initiiert wurde das Symposium von den DRK-Kreisverbänden Emsland, Göttingen-Northeim und Wittlage sowie den Medizintechnik Herstellern Stryker und med buy. Viel organisiert haben Lisa Kroner und Norbert Boyer vom DRK-Kreisverband Emsland, die erfahrene Referenten für Vorträge in der Halle IV begeistern konnten.
Vertreter von Polizei, aus zentralen Notaufnahmen, Kriseninterventionsteams und von Versicherungsträgern sorgten ebenso für einen informativen Austausch wie die Fachfirmen für Medizintechnik. So konnte Schirmherr Dr. Wolfgang Hagemann, ebenfalls vom DRK-Kreisverband Emsland, über 100 Erste-Hilfe-Ausbilder und Rettungskräfte aus dem ganzen Bundesgebiet begrüßen und auf interessante, praxisnahe Vorträge einstimmen.
Den Einstieg machte Polizeihauptkommissar Dieter Rothlübbers von der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim. In seinem Vortrag brachte er den Zuhörern Rechtsfragen zum Thema Sonder- und Wegerechte nahe. Denn auch beim Einsatz mit Blaulicht und Martinshorn gilt es sich an Regeln zu halten. Sein Fazit: Ankommen statt umkommen.
Ihm folgte Sonja Hufendiek, leitende Oberärztin der zentralen Notaufnahme und Intensivstation der Niels-Stensen-Klinik Westerkappeln. Sie ging auf die anatomischen Unterschiede von Kindern und Erwachsenen ein, um die Besonderheiten in der Ersthilfeversorgung von Kindern deutlich zu machen. Ihr Resümee: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.
Das sich auch trockene Themen locker vermitteln lassen zeigte Christian Mattern von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Er informierte über Neuerungen und die Finanzierung von Erste-Hilfe-Kursen sowie entsprechender Aus- und Fortbildungen in Betrieben. Als Ermächtigungsstelle für, und Kostenträger von Erste-Hilfe Ausbildung, führt die DGUV auch Begutachtungen von Kursen durch. Ein gezeigtes Negativbeispiel in Sachen Hygiene machte anschaulich deutlich, dass diese Begutachtungen durchaus im Sinne von Teilnehmern sind.
Nach einer Mittagspause erläuterte Gerhard Preston, Stryker Medizinprodukte, Aufbau und Funktion des Herzens sowie Herzinfarkt Symptome. Im Detail ging er darauf ein, worauf es bei einer Herz-Lungen-Wiederbelebung und dem Einsatz eines AED´s (automatischer externer Defibrillator) ankommt. Auch Ausblicke auf zu erwartende technische Entwicklungen und Neuerungen kamen dabei nicht zu kurz.
Dr. med. Carsten Börner, Leiter der zentralen Notaufnahme im Bonifatius Hospital, brachte den Zuhörern das Thema Atemwege, Atmung und Intubation sehr unterhaltsam nahe. Mit Beispielen aus der täglichen Praxis ging er in seinem Vortrag hauptsächlich auf Sofortmaßnahmen, die richtige Lagerung von Betroffenen und mögliche Probleme ein. Seine Quintessenz: „Wenn man den Eindruck hat es stimmt etwas nicht, dann stimmt meist auch etwas nicht.“
Über eine sehr nützliche weil lebensrettende Initiative berichtete Hans-Peter Marten von der Stryker GmbH. Das Unternehmen engagiert sich u. a. beim „Restart a Heart Day“ dafür, AED‘s in der Öffentlichkeit noch bekannter zu machen und Hemmschwellen in der Wiederbelebung abzubauen. Denn: „Jeder auf der Welt kann ein Leben retten.“ Dazu zählt auch die 2016 ins Leben gerufene Initiative Mobile Retter, bei der der DRK-Kreisverband Emsland bundesweit zu den führenden Organisationen zählt, wie er berichtete.
Last but not least stellte Kira-Helena Fröhlich vom DRK Nienburg das Krisen-Interventions-Team KIT vor. Dabei handelt es sich um speziell ausgebildete Helfer, die in der psychosozialen Notfallversorgung aktiv sind. Das KIT unterstützt Betroffene unmittelbar nach einem Einsatz, bei dem z. B. ein Angehöriger verstorben ist. Aber auch für Einsatzkräfte mit psychisch belastenden Einsätzen ist das KIT da; seit kurzen auch in enger Kooperation mit der Notfallseelsorge.
Zwischen den Vorträgen hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich an Infoständen über die neueste Technik in der Erste-Hilfe-Ausbildung und aktuellste Medizintechnik zu informieren. Auf großes Interesse stieß das Angebot der Firmen Stryker und med buy, sich zertifizieren zu lassen, um Käufer von AED´s in die Anwendung der Geräte einzuweisen zu dürfen. Ein mit Spannung erwartetes Highlight zum Ende der Veranstaltung war die Verlosung eines AED´s, bei der Olaf Acker als glücklicher Gewinner hervorging. Ebenfalls zum Erfolg der Veranstaltung haben die ehrenamtlich tätigen Damen aus dem DRK Ortsverein Thuine beigetragen. Sie haben über den Tag mit engagiertem Einsatz dafür gesorgt, dass auch beim leiblichen Wohl der Gäste keine Wünsche offenblieben.
Alles in Allem bot die Veranstaltung zahlreiche Möglichkeiten zur Information, zum Austausch und um nützliches Wissen aus den Vorträgen mitzunehmen. Aktuell läuft eine Teilnehmerbefragung zu diesem erstmals veranstalteten Symposium. Die Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, ob es am 11.2.2024 eine Fortsetzung geben wird. Angesichts des generellen Tenors „gesunder Menschenverstand ist oft hilfreich um Leben zu retten und unnötige Belastungen in den zentralen Notaufnahmen der Krankenhäuser zu vermeiden“, wäre das durchaus wünschenswert. Ein weiteres Pro-Argument liefern Fakten: Nach Meinung führender Notfallmediziner wäre es ein leichtes, jährlich 10.000 Menschen in Deutschland durch eine konsequente Herzdruckmassage und mittels Defibrillator das Leben retten zu können. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist dafür ein ebenso richtiger Schritt in diese Richtung, wie ein ca. zwei- bis dreistündiges Training zum mobilen Retter. Beides kann beim DRK-Kreisverband Emsland absolviert werden.