Glück im Unglück
Überlebt - Dank Einsatz der Ehefrau, mobiler Retter und Defibrillator
Glück im Unglück hatte Holger Gels, als er nachts im Schlaf einen plötzlichen Herzstillstand erlitt. „Er schlief unruhig und schnarchte unregelmäßiger als sonst. Es klang, als würde er ersticken“, berichtet seine Frau. „Meistens hört das Schnarchen auf, wenn ich ihn stupse. Doch diesmal hat er plötzlich gar nicht mehr geatmet“, erzählt sie weiter. Rütteln, lautes Rufen – nichts half, ihr Mann blieb leblos. Geistesgegenwärtig rief sie die 112 und folgte den Anweisungen des Disponenten. Sie rollte ihren Mann aus dem Bett, zog ihn in den Flur, „weil wir da Fliesen haben“, und begann mit der Herzdruckmassage. Telefonreanimation heißt diese Hilfe der Rettungsleitstelle.
Parallel zum abgesetzten Notruf werden automatisch auch mobile Retter alarmiert. Mobile Retter sind Menschen wie du und ich, die in einem 2-3- stündigen Kurs zum Ersthelfer in der Reanimation und Anwendung eines AED (Automatischer Externer Defibrillator) ausgebildet und per App bei Notfällen in ihrer Nähe alarmiert werden. In diesem Fall waren das Ramona und Norbert Boyer und Lisa Kroner. Sie wohnen gut einen Kilometer entfernt von Familie Gels. Das Besondere in diesem Fall war, dass alle drei beim DRK beschäftigt sind. Ramona Boyer ist Notfallsanitäterin. Lisa Kroner und Norbert Boyer sind im Schulungszentrum für Erste Hilfe Ausbildung des DRK Emsland tätig. Hier vermitteln sie Kursteilnehmern auch, wie eine Herzdruckmassage durchgeführt und ein AED richtig eingesetzt wird.
Die drei mobilen Retter machen sich sofort auf den Weg zur per App mitgeteilten Adresse und nehmen unterwegs den AED von der evangelischen Kirche Brögbern mit. Als sie ankommen, lösen sie Carina Gels ab, kümmern sich weiter um ihren Mann und setzen dabei den AED ein, der auch auslöst. Bis dahin hatte Frau Gels die Herzdruckmassage lange 8 Minuten durchgeführt. Wenig später waren auch Rettungsdienst und Notarzt vor Ort. Sie übernahmen die weitere medizinische Versorgung des Patienten und brachten ihn ins Bonifatius Hospital nach Lingen, das er 4 Wochen später verlassen konnte.
Nach mehreren Wochen Reha mit Ergo- und Physiotherapie und anschließender Erholungsphase führt Holger Gels heute wieder sein gewohntes Leben. Der 49-jährige arbeitet, geht seinen Hobbys und Interessen nach und freut sich darüber, nun einen zweiten Geburtstag feiern zu können. Einschränkungen habe er so gut wie keine. „Jetzt bin ich wieder fast der Alte, wenn auch noch nicht zu 100 Prozent“, sagt er, „nach und nach sind mir sogar die Passwörter für den Computer wieder eingefallen.“ Es geht ihm gut. Und dafür ist er seiner Frau und allen die geholfen haben, sehr dankbar. Natürlich ist auch die Familie glücklich, dass der Papa überlebt und alles so gut überstanden hat.
In erster Linie hat Carina Gels das Leben ihres Mannes gerettet, indem sie instinktiv richtig gehandelt und unmittelbar mit der Herzdruckmassage begonnen hat. „Ich habe einfach nur reagiert“, sagt sie. „In so einer Situation kommt es auf jede Sekunde an“, erklärt Norbert Boyer, „denn schon 3-5 Minuten nach einem Herzstillstand kommt es zu einer Unterversorgung an Sauerstoff, was bleibende Hirnschäden zur Folge haben kann.“
Auch dieses Beispiel zeigt, dass das System „Mobile Retter“ in Kombination mit ausreichend vorhandenen AEDs viele Leben retten kann. Dennoch ist hier Luft nach oben, denn nach Meinung führender Notfallmediziner wäre es ein leichtes, jährlich 10.000 Menschen in Deutschland durch eine konsequente Herzdruckmassage und mittels Defi das Leben retten zu können. Ein richtiger Schritt in diese Richtung ist ein 2-3-stündiges Training zum Mobilen Retter, das beim DRK-Kreisverband Emsland absolviert werden kann.
Besonders engagiert sind hier auch die Medizintechnikfirmen Stryker, die u. a. AEDs herstellt sowie die Med Buy GmbH, die den Vertrieb organisiert. Beide Firmen arbeiten eng mit dem DRK-Kreisverband Emsland zusammen. Nachahmenswert ist eine von Stryker ins Leben gerufene Initiative. Das Unternehmen sponsert erfolgreich reanimierten Personen einen AED. So kam es im Heimathaus Brögbern zu einem Treffen mit dem Ehepaar Gels, Vertretern der Medizintechnikfirmen, den drei mobilen Rettern und Ortsvertretern, um ein Gerät an Holger Gels zu überreichen. Der hatte sich bereits im Vorfeld mit dem Ortsbürgermeister und Ortsrat über Standorte der vorhandenen sieben AEDs ausgetauscht, um das gesponserte Gerät an einem sinnvollen Standort und jederzeit öffentlich zugänglich zur Verfügung zu stellen. So wird in Kürze ein achter AED in Lingen-Brögbern bei der Firma Fußbodentechnik Eichstädt, Am Grenzweg 79, zur Verfügung stehen.
Bleibt zu hoffen, dass im Falle eines Falles niemand davor zurückschreckt, den Defi auch anzuwenden. Das ist kinderleicht, denn mittels Sprachfunktion erklärt das Gerät Schritt für Schritt. Noch besser ist natürlich, die Schulung zum mobilen Retter zu machen - damit steigt für jeden von einem Herzstillstand betroffenen die Chance zu überleben.
Hier erfahren Sie mehr über MOBILE RETTER.
Wenden Sie sich bei Interesse gerne an Norbert Boyer: 0591 80033-1051.